In der Aareschlucht

Eine «finstere» und unvergessliche Wanderung

Wie ein Keil, widerborstig und uralt, legt sich das Haslital von der Grimsel bis zum Brienzersee quer ins riesige Alpenmassiv. Selbst das flache Tal hat in sich einen mächtigen, imposanten Felsriegel, den "Kirchet" der das untere vom oberen Tal trennt. Nach und nach hat sich die Aare, in Zehntausenden von Jahren, tief und tiefer durch die weichen Kalkfelsen des "Kirchet" gefressen und sich dabei eine bis zu 200 m tiefe Schlucht geschaffen, manchmal so eng, dass das Wasser nur so durchrast, wenn die Felsen auf 1-2 Meter zusammenrücken, dann wieder fliesst der Fluss ruhig im breiten Bett, über Kiesbänke, 1.4 km weit.

 

In alten Zeiten, bevor die Schlucht in gefährlicher rund 10-jähriger Bauarbeit 1998 als Ganzes für Besucher zugänglich war, wagten sich nur wenige hinein. Drei Nebenschluchten konnten Wagemutige auskundschaften und einige ganz Verrückte riskierten den teuflischen Ritt mit kleinen Booten auf dem Wasserweg, um die sagenumwobene Schlucht zu bezwingen. Manch einer bezahlte den Übermut mit seinem Leben.



der Tatzelwurm

Noch 1814 berichtete ein Naturforscher von der Aareschlucht: "Von Unterseen bis auf die Grimsel und bis gegen Gadmen hin herrscht der Glaube, dass sich zuweilen eine Art von Schlange mit einem fast runden Kopf und mit kurzen Füssen sehen lasse …". Viele mündliche Überlieferungen berichten, dass diese Schlange, im Volksmund "Tatzelwurm" genannt, in der Aareschlucht lebe. So erzählte beispielsweise eine Frau aus Innertkirchen im vorletzten Jahrhundert: "Als mein Vater Haselstecken am Kirchet sammeln ging, erblickte er auf einmal einen dicken Wurm, mit gestumpften Füssen auf sich zukriechen, mit einem grossen Maul, spitzigen Zähnen und fürchterlich dreinblickenden Augen. Als das Ungeheuer noch pfeifende Laute von sich gab, entfloh er in hellem Entsetzen nach Hause.»

aus der geschichte

1887 fiel der Startschuss zum Ausbau der Begehbarkeit der Schlucht durch eine Baubewilligung des Berner Regierungsrats für eine erste Etappe. 1888, mit der Eröffnung der Brünigbahn, besuchten bereits 12'000 Neugierige die berüchtigte Schlucht. Im Jahr 1898 war dann die gesamte Schlucht zugänglich.

1912 konnte die Attraktion auch durch die neue Trambahn Meiringen - Reichenbach - Aareschlucht erschlossen werden. Im gleichen Jahr wurde erstmals eine Abendbeleuchtung eingerichtet. Im Laufe der Jahre wurden das anfangs bescheidene Restaurant zu einer grösseren Gaststätte umgebaut. Doch einmal traf das Unglück die schöne Anlage, 1942 als ein Gletschersee beim Grubengletscher im Grimselgebiet ausbrach. Grosse Teile der Laufstege wurden durch das Hochwasser zerstört. Schnell aber stand die Anlage wieder und konnte ein paar Jahre später, mit der Eröffnung der Sustenstrasse, einen Besucherrekord mit 180 000 Eintritten feiern.



Aktuell

Heute findet der Besucher nicht nur die Schlucht selbst mit sicherem Wanderweg und Nachtbeleuchtung vor, sondern auch moderne Gaststätten an beiden Enden, die Meiringen-Innertkirchen-Bahn als Zubringer und grosszügige Parkplätze sowie einen Kinderspielplatz am Westeingang.

Der Eintritt zur Schlucht ist sehr günstig:

Erwachsene zahlten CHF 9.-, Kinder zwischen 6 und 16 Jahren CHF 5.- und jüngere nichts.

 

Details zu Saison, Öffnungszeiten:

www.aareschlucht.ch



zum Staunen

Der Kirchet, der mächtige Felsriegel zwischen Meiringen und Innertkirchen, besteht hauptsächlich aus Kalkstein, der in der Kreidezeit vor etwa 130 - 60 Mio. Jahren als Meeresablagerungen aus Schalen und Skeletten von kleinen Wasserbewohnern entstand. – Damals gab es noch Dinosaurier und die Pflanzenwelt sah vollkommen anders aus. - Vor etwa 15 Mio. Jahren, als durch gewaltige Faltungen die Alpen entstanden, wurden auch die Kalkschichten des Kirchets angehoben, das Meer verschwand. Die Gletscher der Eiszeiten, die vor etwa 1 - 2 Mio. Jahren begannen, haben den Fels des Kirchet kaum zerstört. Und als sich in der ersten warmen Zwischeneiszeit, die Gletscher zurückzogen, begann das Wasser der Ur-ur-ur-Aare eine Schlucht durch den Felsen zu graben. Und nach jeder neuen kurzen Eiszeit setzte es seine unermüdliche «Arbeit» fort und die Schlucht wurde tiefer und tiefer; 200 Meter sind es heute.

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