Walalbträume

Walalbträume

Was mir diesen Sommer in den Campingferien widerfuhr ist so aussergewöhnlich, dass man es beinahe nicht zu erzählen wagt, aber es hat sich genau so zugetragen, wie ich es nun beschreibe.

Wir machen mit unseren Kleinkindern schon seit ein paar Jahren immer am gleichen Ort in Südfrankreich am Mittelmeer Campingferien. Hier gefällt es uns, denn die Bucht ist flach, so dass die Kinder sicher baden können, der Campingplatz ist sauber und es riecht nach Lavendel, Rosmarin und Thymian, was will man mehr?!

Das war es zumindest, bis zu jenem Morgen nach dem Sturm, der über Nacht draussen auf dem Meer tobte und für unruhige Brandung sorgte. Denn mit dem Sturm sind nicht nur die Wellen gekommen, sondern auch der Wal. Um es etwas präziser zu beschreiben, der Walkadaver.

Zu Beginn war es nur eine kleine, grauschimmernde Insel, die Richtung Ufer trieb, dann aber wurde aus der Insel der tote Körper des Wals. Als er schliesslich an Land gespült wurde, war er keineswegs mehr klein, sondern sehr wuchtig. Alle Dorfbewohner und Camper liefen am Strand zusammen. Doch dem Wal war nicht mehr zu helfen, er war schon lange tot, davon zeugten fehlenden Stücke seines Körpers.

Und da lag er nun, gross, schwer und nicht zu bewegen. Was tun? Da musste sich eine Behörde drum kümmern, das war klar, doch welche?

Die Kinder fragten viel und wir rangen um Antworten: Warum war der Wal tot? Kommen tote Wale auch in den Himmel und können sie dort schwimmen? Viele Fragen, nicht immer die besten Antworten.

Doch das Staunen über die Natur hielt nicht lange an, denn in der Hitze der Sommersonne begann das Walfleisch zu verrotten und es stank ungeheuerlich.

Zum Glück blies der Wind in der Nacht ablandig, so dass der Gestank ins Meer hinausgetragen wurde.

Aber tagsüber war der Verwesungsgeruch so heftig, dass wir an Abreise dachten und schon bereit waren, alles zusammen zu packen. Am vierten Tag des «Nasen-Terrors» kam die Erlösung, sie fuhren mit Bagger und Lastwagen auf den Sandstrand. Der Wal liess sich nicht in einem Stück entfernen, er musste in Teile zerlegt werden.

Als er endlich weg war, der Wal, roch es wieder nach Rosmarin und Thymian. Geblieben aber ist er trotzdem, in all den Geschichten am Morgen, am Mittag und erst recht abends am Lagerfeuer.

Den Walalptraum werde ich nie mehr vergessen. Nach Südfrankreich reise ich trotzdem oder gerade deshalb sicher wieder.

Urlaub kann so abenteuerlich sein….

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